Uns Uwe: „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.“

Es war eine rabenschwarze, ja eine wahre Katastrophensaison für den Hamburger SV. Trainer Thorsten Fink konnte zwar noch im letzten Moment den erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga verhindern, doch von Euphorie kann keine Rede sein. Erst recht nicht bei HSV-Idol Uwe Seeler.

„Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.“

In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt äußerte „Uns Uwe“ seinen Unmut über die Situation bei seinem HSV: „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Das ganze Theater hinter den Kulissen, die Trainerentlassung, der Präsidentenwechsel, das Kompetenzgerangel im Aufsichtsrat, das musste doch Spuren hinterlassen.“ Er vergleicht den HSV auch mit den Bayern aus München. In deren Chefetage gehe es nicht um das Ansehen der Funktionäre, sondern einzig und allein um das Ansehen des Vereins. Mit Rummenigge, Hoeneß und als Berater Breitner sowie Finanzboss Hopfner sind dort Männer, „die vom Fußball kommen und den Fußball leben. Bei Bayern steht die sportliche Leistung im Vordergrund und nicht die Eitelkeit von Funktionären.“

„Ich habe überhaupt keine spielerische Entwicklung feststellen können.“

Aber auch die Mannschaft bekam vom Ehrenspielführer des DFB ihr Fett weg: „Ganz einfach. Es war die schlechteste Saison aller Zeiten. Ich habe überhaupt keine spielerische Entwicklung feststellen können. Vor allen Dingen ging mir die ständige Querspielerei auf die Nerven. Und dann das ständige Zurückspielen von der Mittellinie zum Torwart, das hat nicht nur mich zur Weißglut gebracht.“ Er bezeichnete die Einstellung mancher Profis gar als Arbeitsverweigerung. Auch wenn man nicht so viel Geld zur Verfügung habe, verdienen einige gutes Geld in Hamburg. Doch das Geld seien nicht alle wert. Guerrero sollte „endlich mal Leistung bringen und nicht acht Spiele wegen unsportlichen Verhaltens ausfallen.“ Aber auch bei anderen Profis vermisste er die richtige Einstellung: „Es hat verdammt lange gedauert, bis die Herren Berufsspieler kapiert hatten, in welcher Gefahr sie waren.“

Finanzkraft des HSV nicht entscheidend

In der Bundesliga spielen mit Freiburg, Mainz und Augsburg Vereine, die keine große Finanzkraft haben. Alle sind in der Liga geblieben und konnten sich retten. Aber die finanziellen Querelen im Hintergrund stören das Spiel auf dem Platz. Auch die angeblich hohen Ablösen an den ehemaligen Vorstand kritisiert Seeler im Hamburger Abendblatt: „Ich hätte gern einmal Klarheit über die finanzielle Situation und warum beim Ausscheiden des ehemaligen Vorstands angeblich so hohe Abfindungen geflossen sein sollen.“

„Mir graut vor der nächsten Saison, wenn nicht alles, aber auch alles auf den Prüfstand kommt.“

Die Zielsetzung in der nächsten Saison den achten Platz zu erreichen sei sehr mutig, denn „zurzeit kann ich nicht sehen, wie man diesen achten Platz erreichen will. Wenn Arnesen es schafft, im Team finanziell abzuspecken, ohne sportliche Qualität zu verlieren, gehört er in die Gilde der Zauberer.“ Aber nicht nur die Ziele sind unrealistisch. Auch die Perspektive der Mannschaft insgesamt ist unschön, denn es fehle an Vorbildern, die die jungen Spieler inspirieren könnten. Zum Abschluss sagte Uwe Seeler: „Mir graut vor der nächsten Saison, wenn nicht alles, aber auch alles auf den Prüfstand kommt.“

Erstveröffentlichung auf goal.com/de

Veröffentlicht in: Sport

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