Typen braucht das Land!

Immer wieder und vor allem vor großen Turnieren kommt die Frage auf, ob die deutsche Nationalmannschaft gut aufgestellt ist. Fußballerisch hat die Mannschaft von Joachim Löw einiges zu bieten, doch wie sieht es mit einem echten Leader auf dem Platz aus?

Schalkes ghanaischer Nationalspieler Kevin-Prince Boateng kritisierte die DFB-Auswahl vor einigen Tagen und bemängelte die fehlenden Typen. „Sie müssen Weltmeister werden oder mindestens ins Finale. Aber sie haben nicht die Typen in der Mannschaft, die alle mitreißen können.“ Das saß. Hat Deutschland wirklich nicht das Zeug zum WM-Titel? Reicht die fußballerische Klasse eines Mario Götze oder Marco Reus nicht? Entscheidet am Ende ein Typ wie Steffen Effenberg oder Michael Ballack ein mögliches Finale?

Letztgenannter goss auch Öl ins Feuer: „Die Spieler müssen sich auch mal weh tun“, sagte der Ex-Bayernspieler bei ran.de. Zudem seien die Kicker viel zu harmlos und würden sich nicht mehr „gegenseitig die Meinung sagen“. Und ja, was hat uns Effe oder auch Oliver Kahn Freude bereitet auf dem Platz! Was habe ich selbst gelitten, als ausgerechnet der Titan im Finale 2002 patzte.

Klar, wir haben eine enorme Klasse auf dem Feld. Mesut Özil oder Sami Khedira spielen bei großen Klubs, haben Titel gewonnen und wollen auch diesen einen großen Erfolg in Brasilien. Während aber der Ex-Stuttgarter und Nati-Kapitän Philipp Lahm ungemein spielintelligent sind und die Fäden perfekt ziehen können, sind sie nicht diejenigen, die auch rein verbal den Ton angeben. „Die Spieler pushen sich nicht mehr untereinander“, stellte auch Felix Magath bei Kabel Eins fest.

Und wenn es einer weiß, dann wohl die Hamburger Legende, die den Europapokal der Landesmeister für den HSV holte und zweimal Vize-Weltmeister wurde. „Auf dem Platz wird keiner mehr zurechtgewiesen, wenn er nicht voll bei der Sache ist“, bemängelte der heutige Fulham-Coach weiter: „Als Trainer hat man ja von außen nicht so den Einfluss, da wäre es schön, wenn es jemanden auf dem Platz gibt, der die anderen wachrüttelt. Dieses Untereinander-Weh-Tun fehlt manchmal.“

Bei der Zusammenstellung eines Teams mit einem echten Leader „tut sich unser Bundestrainer manchmal ein wenig schwer“. Aber wen gibt es denn, der auf gut Deutsch auch mal die Fresse auf macht? Ballack ist Fußballrentner, Effe wartet auf den richtigen Trainerjob, also wer bleibt? KPB ist kein deutscher Nationalspieler, schade eigentlich. Roman Weidenfeller wies vor einigen Wochen seinen Mitspieler Marco Reus in einem Bundesligaspiel ordentlich in die Schranken. So muss es sein! Damals hatte der Youngster nicht genug für die Defensive getan. Dann liegt es am Kapitän oder einem erfahrenen Kicker, dem Betroffenen die Meinung zu sagen!

Am Ende geht es schlichtweg um den Erfolg des Teams und nicht um einzelne Spieler. Ich sehe es hautnah bei einer E-Jugend, die ich betreue. Wir haben einen Keeper, der redet auf seine Vorderleute ein. Von allein. Wir haben aber auch einen anderen Schlussmann, der macht es nicht. Dann ist das Spiel auch schon ein ganz anderes – ein schlechteres.

Egal ob nun ganz jung oder schon erfahren, einen Anführer, einen Wachrüttler braucht es einfach. Gepaart mit unserer aktuellen fußballerischen Klasse könnte man auch in den entscheidenden Spielen siegreich von dannen ziehen. Ganz sicher.

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