Als es noch gegen Portugal – immerhin die verhassten früheren Kolonialherren Brasiliens – ging, da war Deutschland gern gesehen. Als die DFB-Elf gegen Ghana spielte hat sich das Blatt gewendet.
Schnell fand ich eine nette Bar in der ich zusammen mit zwei Kollegen den vermeintlichen Sieg feiern wollte.
Schnell wurde mir aber klar, dass es auf der einen Seite nichts mit dem Sieg werden würde und auf der anderen Seite außer mir und noch ein paar anderer Deutscher keiner jubeln würde. So war es auch verdammt ruhig, als Mario Götze mit gaaaaaaaaaaaaaanz viel Glück das erste Tor machte.
Als Ghana aber ausglich stand die Bude Kopf! Auf den Tischen wurde getanzt, gejubelt, ein Fan im Ganzkörperkostüm rannte auf und ab. Ich habe mich wirklich komplett fehl am Platze gefühlt.
Aber, dacht ich mir, wenn Deutschland gewinnt ist mir das recht. Nun denn. Es kam anders. Ghana machte bekanntlich auf einmal den Führungstreffer. Und während ich am liebsten alles zu Kleinholz verarbeitet hätte, jubelten und tanzten 95 Prozent der Bar und auf der Straße. Die Verzweifelung war mir, aber auch den anderen wenigen deutschen Schlachtenbummlern ins Gesicht geschrieben.
Gott sei Dank haben wir aber noch einen Miroslav Klose. Er kam, sah und siegte fast. Sein 15. WM-Tor und so wichtiges 2:2 wurde zumindest von knapp sechs Leuten lautstark zelebriert. Dass es fast noch zum 3:2 gereicht hätte, ließ nur wieder die Verzweifelung in die Gesichter zurückkehren.
Während sich die einen ein paar nette Brasilianerinnen angelacht hatten – die es aber auch scheinbar darauf angelegten, eingeladen zu werden – zog ich mit meinen beiden Kollegen in Richtung Pelourinho. Dort wurde gefeiert. Und ja, auch die deutschen Fans im bunten Viertel Salvadors wussten wieder wie man lacht. Mit ausreichend Bier und – Achtung Ironie! – afrikanischen Klängen wurde der Abend doch noch ein schöner! Bis in die Nacht wurde ganz einfach Salvador, Brasilien, die WM und der Fußball gefeiert. Wer braucht da schon einen deutschen Sieg?