Roadtrip mit Klavier

Als ich vor zwei Wochen von Magdeburg nach Königswinter fuhr, brauchte ich sieben Stunden. Ein Grund zu hoffen, dass die Rückfahrt hoffentlich nicht so werden wird. Wurde sie nicht. Sondern ganz anders.

Der Höhepunkt war Köln. Hoch erhob sich der Kölner Dom in die Luft. Die Sonne schien, der Himmel war klar und blau. Die Kälte fuhr mir in die Beine und die Hände. Nichtsdestotrotz wollte ich unbedingt mal wieder dieses Gotteshaus sehen. Die Sonne tunkte ihn in warme Farben, nichts war von den Problemen zu erkennen, die sich hinter dem dicken Gemäuer verbarg.

Davor bildete sich schnell eine Menschenmenge. Erst dachte ich mir nichts. In Kölle gibt es ja schließlich genug zu sehen, auch auf der Straße. Doch bei genauerem Hinschauen verbarg die Menge einen Straßenmusiker der besonderen Klasse. Daniel Kiefert spielt drei oder auch vier Mal die Woche auf dem Domplatz. „Just for Fun“, wie er sagt. Das Repertoire ist groß, die Stimmung famos. Schnell werden es mehr Leute, die sich um den Pianisten drängeln. Vereinzelt wird mitgesungen. Eilige Geschäftsleute bleiben kurz stehen, Touristen aus dem fernen Asien trauen ihren Augen nicht und schauen ungläubig.

Freundlich bedankt sich Kiefert für jede Spende. Sein Konzert dauert rund 30 Minuten und reißt die Kölner wie auch die Reisenden für einen kleinen Moment aus dem Stress des Alltags. Einmal kurz inne halten, durchatmen und den wohligen Klängen des Klaviers lauschen. Der 33-Jährige spielt seit Jahren, sagt von sich selbst, dass er die Menschen mit „einem guten Gefühl“ nach Hause schicken wolle.

Vor dem Dom liegen sich die Leute in den Armen, wärmen sich und freuen sich über den Mann mit dem Piano. „Ich finde Klassik super“, sagt eine Passantin und gibt dem Künstler etwas Geld.

Die Menschen spüren die Musik vor dem gewaltigen Dom. Die Freiheit, die auch Kiefert selbst so sehr schätze wird für einen Moment spürbar. Ein Klavier auf der Straße zu spielen. Die Leute zu begeistern, zum Nachdenken zu ermuntern. Das nennt auch Kiefert Freiheit. Natürlich könne man ihn auch buchen, antwortete er auf die Frage eines Mannes. Aber das Gleiche ist es nicht. In Anzug und Krawatte spielt er dann, nicht in Alltagskleidung. Nicht zum Glück der „normalen“ Menschen. Die Freiheit hat er nur vor dem Domplatz. Mit seinem Klavier.

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