Verzicht

Endlich ist die Zeit der Jecken und Narren vorbei. Selbstverständlich toleriere ich die Feierlichkeiten, aber viel abgewinnen kann ich ihnen nicht. Auch das ständige Berieseln im Fernsehen hat Gott sei Dank ein Ende. Dafür hat nun die Fastenzeit begonnen. Eine 40 Tage währende Zeit, in der man Verzicht übt. Fleischlos leben ist der Standard, aber viele Menschen verzichten auch auf die eine oder andere Nascherei. Zu diesen „vielen Menschen“ gehöre ich auch. Auch wenn Martin Luther einst gesagt hat, dass Fasten nicht notwendig sei, so halte ich mich seit Jahren daran. Immer müssen dann die kleinen Süßigkeiten zwischendurch daran glauben. Warum? Die Antwort ist ganz einfach: Das ist die größte Herausforderung für mich. Fleischverzicht? Nicht so schwer, wenn man jahrelang Vegetarier war; Alkohol schon gar nicht, wenn man kaum welchen trinkt. Also habe ich mich wieder einmal für die Süßigkeiten entschieden. Vorbei ist nun das Greifen in die Keksdose am Schreibtisch. Mal sehen, wie hart es wirklich werden wird…

Bildquelle: taesmileland/freedigitalphotos.net

Sommer, Sonne und andere Schönheiten…

Heute saß ich bei bestem Sonnenschein im Büro. Schnell habe ich mich da an Salvador bzw. die WM 2014 in Brasilien erinnert gefühlt. Es war nicht nur wegen des Titels für die deutsche Nationalmannschaft einfach traumhaft…

Mein „Spaziergang“ durch Magdeburg

Natürlich wusste ich was Pegida ist. Ich habe mich ständig informiert, den Überblick behalten, aber so richtig nahe war es mit nicht. Bis zum Montagabend, als ich den Ableger in Magdeburg „besucht“ habe.

Magida heißt er in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Ich wollte mir eine eigene Sichtweise zulegen, vielleicht auch ein paar Zeilen für diesen Blog schreiben. Also machte ich mich auf den Weg. Zuerst sah ich NoMagida direkt auf dem Alten Markt. Schnell sah ich bekannte Gesichter. Okay, für jemanden, der früher selbst Kontakte zur linken Szene hatte und bei den Grünen war, ist das wohl wenig verwunderlich.

Ein paar Hände schütteln, alten Weggefährten zunicken und so weiter. Als es an die Musik aus dem Truck ging, verabschiedete ich mich, um mal einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Ich wollte ganz nah ran. Gesagt, getan.

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Ich blickte in die Augen vieler Senioren, auch Kinder und Jugendliche waren mit ihren Eltern vor Ort. Meine Augen wanderten weiter umher. Sie erblickten eindeutig rechte Leute, die sonst nur auf NPD-Kundgebungen auftreten. Auch die Rednerin (Sigrid Schüssler) des Montags hat bekanntlich eine Vergangenheit in der rechten Szene und passt nur zu gut dorthin…

Ich ließ meinen Blick weiter schweifen. Dann kam der Moment des Schrecks. Eine Situation, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich sah ihre Augen. Ich blickte tief hinein, sie erkannte mich nicht. Gut so, dachte ich mir. Es wäre wohl auch etwas peinlich geworden. Immerhin verbindet uns – zumindest noch immer theoretisch – eine gemeinsame Vergangenheit.

Die Dame, die ich dort erblickte, war keine Verflossene, die auf einmal am sehr konservativen Rand unserer Gesellschaft steht. Nein, es war die gutherzige Nachbarin. Jene nette Dame, die mich als kleinen Jungen oft aufnahm, die mir Kekse gab. Sie war keine alte Oma damals, dass ist sie aber heute. Sie stand unter den  Menschen, die lautstark „Wir sind das Volk“ schrien und den Ruf aus Leipzig von vor 25 Jahren missbrauchen.

Ich konnte mir nie vorstellen, dass mich eine solche Bewegung so treffen würde. Natürlich habe ich damit gerechnet, dass ich viele Leute bei den Gegendemonstranten sehe, mit denen ich auch schon marschiert bin. Doch auf der falschen Seite bekannte Gesichter oder zumindest ein von früher sehr vertrautes zu sehen, das hat mich schon geschockt. Ich konnte mir es nicht vorstellen, dass in meiner näheren Umgebung – egal ob heute oder in der Vergangenheit – solche Leute leben oder gelebt haben. Ich kann es eigentlich auch noch immer nicht. Ich hoffe sehr, dass diese Dame die Ausnahme ist und sonst niemand mehr in meinem Umfeld ausländer- und islamfeindliche oder rassistische Gedanken in sich trägt. So etwas geht überhaupt nicht. Auch außerhalb meines Umfeldes nicht. Man sollte sich dafür schämen. Punkt.

Roadtrip mit Klavier

Als ich vor zwei Wochen von Magdeburg nach Königswinter fuhr, brauchte ich sieben Stunden. Ein Grund zu hoffen, dass die Rückfahrt hoffentlich nicht so werden wird. Wurde sie nicht. Sondern ganz anders.

Der Höhepunkt war Köln. Hoch erhob sich der Kölner Dom in die Luft. Die Sonne schien, der Himmel war klar und blau. Die Kälte fuhr mir in die Beine und die Hände. Nichtsdestotrotz wollte ich unbedingt mal wieder dieses Gotteshaus sehen. Die Sonne tunkte ihn in warme Farben, nichts war von den Problemen zu erkennen, die sich hinter dem dicken Gemäuer verbarg.

Davor bildete sich schnell eine Menschenmenge. Erst dachte ich mir nichts. In Kölle gibt es ja schließlich genug zu sehen, auch auf der Straße. Doch bei genauerem Hinschauen verbarg die Menge einen Straßenmusiker der besonderen Klasse. Daniel Kiefert spielt drei oder auch vier Mal die Woche auf dem Domplatz. „Just for Fun“, wie er sagt. Das Repertoire ist groß, die Stimmung famos. Schnell werden es mehr Leute, die sich um den Pianisten drängeln. Vereinzelt wird mitgesungen. Eilige Geschäftsleute bleiben kurz stehen, Touristen aus dem fernen Asien trauen ihren Augen nicht und schauen ungläubig.

Freundlich bedankt sich Kiefert für jede Spende. Sein Konzert dauert rund 30 Minuten und reißt die Kölner wie auch die Reisenden für einen kleinen Moment aus dem Stress des Alltags. Einmal kurz inne halten, durchatmen und den wohligen Klängen des Klaviers lauschen. Der 33-Jährige spielt seit Jahren, sagt von sich selbst, dass er die Menschen mit „einem guten Gefühl“ nach Hause schicken wolle.

Vor dem Dom liegen sich die Leute in den Armen, wärmen sich und freuen sich über den Mann mit dem Piano. „Ich finde Klassik super“, sagt eine Passantin und gibt dem Künstler etwas Geld.

Die Menschen spüren die Musik vor dem gewaltigen Dom. Die Freiheit, die auch Kiefert selbst so sehr schätze wird für einen Moment spürbar. Ein Klavier auf der Straße zu spielen. Die Leute zu begeistern, zum Nachdenken zu ermuntern. Das nennt auch Kiefert Freiheit. Natürlich könne man ihn auch buchen, antwortete er auf die Frage eines Mannes. Aber das Gleiche ist es nicht. In Anzug und Krawatte spielt er dann, nicht in Alltagskleidung. Nicht zum Glück der „normalen“ Menschen. Die Freiheit hat er nur vor dem Domplatz. Mit seinem Klavier.

Warum der Catch von Dez Bryant keiner war

Schiedsrichter. Das sind Menschen – ja, sie sind Menschen, auch wenn nicht jeder Sportfan dieses Wort gern für die Unparteiischen gebraucht. Dass Menschen Fehler machen ist hinlänglich bekannt und das wird ihnen auch stets vorgehalten. Doch am Sonntagabend haben die Schiedsrichter bei dem 26:21-Sieg der Green Bay Packers über die Dallas Cowboys richtig entschieden. Und dennoch wird es kontrovers diskutiert.

Was war passiert? Es waren noch 4 Minuten und 42 Sekunden auf der Uhr. Nicht bis das Viertel zu Ende war, sondern, bis das gesamte Spiel aus sein wird. Dallas-Quarterback Tony Romo wirft einen brillanten Ball über 31 Yards auf der linken Seite gen Endzone. Dez Bryant fängt den Pass im Sprung ab, Green Bays Cornerback Sam Shields ist machtlos. Soweit so gut. Er landete schließlich mit beiden Beinen auf dem Boden im Lambeau Field, nur wenige Zentimeter von der Endzone entfernt. Er machte noch zwei weitere Schritte, geriet ins Wanken und verlor die Kontrolle über den Ball. Zu diesem Zeitpunkt berührte das Ei den Boden. Bryant rollte noch immer den Ball halbwegs in den Armen haltend über und versuchte schlussendlich irgendwie noch in die Endzone zu kommen.

Schiedsrichter Gene Steratore und sein Team entschieden sofort auf Catch, der Ball gehörte Dallas und sie waren einen Yard von ihrem vierten Touchdown entfernt. Doch Packers Head Coach Mike McCarthy wollte es genau wissen und nutzte eine Challenge. „Es war so ein wichtiger Spielzug“, erklärte er nach dem Ende der Partie, „da musst ich einfach so handeln. Ich war mir sicher, habe dennoch auch sehr gehofft.“ Steratore entschied auf einen unvollständigen Pass und nahm somit seine erste Bewertung des Spielzuges zurück. Da es der vierte Versuch war, bekamen die Packers den Ball zugesprochen und konnten den 26:21-Sieg über das Feld nach Hause tragen. Bryant und die Cowboys konnten es nicht fassen. Lag Steratore richtig? Zum Ärger aller Dallas-Fans muss man zugeben, dass die erste Entscheidung des Unparteiischen FALSCH gewesen wäre und die neue – also unvollständiger Pass – RICHTIG war. Die Erklärung ist, wie so vieles im American Football, nicht ganz einfach. In den Regeln der National Football League ist in Regel 8, Teil 1, Artikel 3, Satz 1 deutlich beschrieben, wann und wie ein Pass erfolgreich war oder eben nicht. Fängt ein Spieler den Ball und geht dabei zu Boden, so muss er während dieser gesamten Phase die Kontrolle über das Spielgerät behalten. Berührt der Ball den Boden noch bevor der Spieler ihn unter Kontrolle hat, ist der Pass unvollständig. Anders ist es, wenn er die Kontrolle hat und der Ball danach den Boden berührt. In diesem Falle wäre der Pass vollständig.

Auf die Szene vom Sonntag bezogen heißt es, dass Bryant den Ball zwar fing, ihn aber beim Wanken und auf den Boden fallen verloren hatte, das Spielgerät den Boden berührte und Bryant erst danach vollständige Kontrolle über den Ball bekam. Extrem ausgedrückt: Hätte er versucht nicht nur weiter in Richtung Endzone zu kommen und sich stattdessen „normal“ abgerollt, wäre der Pass erfolgreich gewesen, da er vermutlich so leichter Kontrolle über den Ball bekommen hätte.

Umgehend twitterte Dean Blandino, Vize-Präsident der NFL und Schiedsrichter-Boss: „Nach den Regeln muss er, wenn er zu Boden geht, die ganze Zeit über Kontrolle haben. Er hatte es nicht, also unvollständiger Pass.“

Abkaufen wollte Bryant ihm diese Erklärung kurz nach Spielende nicht so recht. „Alles, was ich weiß“, entgegnete der 26-Jährige, „ist, dass ich den Ball unter Kontrolle hatte. Eins, zwei, fangen, das ist Ballkontrolle, oder?“

Wie kontrovers und schwer zu entscheiden dieser Spielzug war, wird auch deutlich, wenn man Sam Shields zuhört. Der Cornerback: „Ich habe erst gar nicht gewusst, was passiert ist. Ich dachte, er hat ihn gefangen und einen starken Spielzug gemacht.“ Die Schiedsrichter hätten schließlich richtig entschieden und „sehr gut reagiert“. „Bryant hat den Ball ja noch verloren.“

Damit werden die Cowboys die zweite Woche nacheinander Dauerthema in den Medien sein. Ironischerweise ist die Anwendung dieser Regel durch einen vermeintlichen Touchdown von Calvin Johnson für die Detroit Lions berühmt geworden. Dieser wurde den Lions aberkannt. Auch als Schiedsrichter damals beteiligt: Gene Steratore…

Bildquelle: twitter.com/dezbryant

Salvador: „Menschen brauchen Perspektive, bekommen aber nur Tristesse“

Die ersten Tage in Salvador waren aufregend. Vor allem wegen des klasse 4:0-Sieges der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal! Danach folgte ein Hammersieg der Franzosen gegen die Schweiz und was die Zukunft noch bringt, das werden wir alle erst noch sehen, wer kann schon in die Zukunft schauen, ganz klar niemand.

Das werden wir alle erst noch sehen, wer kann schon in die Zukunft schauen, ganz klar niemand.

In Salvador geht das Leben nun auch ohne Fußball erst einmal weiter. Ein paar Spiele wird es hier noch geben, nach der Französisch-Schweizerischen Invasion wird es für ein paar Tage wieder etwas ruhiger.

Da bleibt genug Zeit, um sich die Stadt anzuschauen. Und sie hat viel zu bieten! Egal, ob nun der Fahrstuhl Elevador Lacerda, der die Unter- mit der Oberstadt verbindet oder das ganze Viertel Pelourinho. Hier lebt die Kultur Afrikas, die nach Salvador gebracht wurde weiter. Doch ganz so bunt, wie auf vielen Bildern ist es dann aber doch nicht.

Ganz klar sind die Menschen und die Straßen bunt geschmückt, aber die Häuser verfallen langsam wieder nachdem sie vor einigen Jahren noch renoviert worden waren. Ein Besuch lohnt sich aber dennoch, denn faszinierend sind die Capoeira-Tänzer oder auch die zahlreichen Marktstände in jedem Fall. Eben ein typisches Viertel für Touristen.

Die Gefahr in Salvador ist jedoch der kaum zu sehende Unterschied zwischen armen und reichen Gegenden. Natürlich ist am Stadtrand – wie wohl in fast allen brasilianischen Metropolen – eine Gegend, die Touristen oder Fremde besser nicht aufsuchen, aber auch im Stadtkern verwischt die Linie. Was natürlich an sich nicht schlimm ist, da somit die ärmeren Menschen nicht ausgegrenzt werden, macht es für Touristen gefährlich.

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Man geht eine vermeintlich sichere Straße entlang und findet sich auf einmal in einem gefährlichen Gebiet. Die Grenzen verwischen. Auf der einen Straßenseite ein supermodernes und teures Shopping Center auf der anderen nur wenige Meter entfernt verlassene oder zerfallene Häuser/Armenviertel. Unweigerlich werden viele Touristen rund um das Stadion in Armenviertel gelockt, rund um Pelourinho sollte man die kleinen Gassen meiden und generell stets mit den Massen schwimmen. Nicht nur eine plumpe Empfehlung, sondern nach eigenen Erfahrungen ein sehr gut gemeinter Rat.

Schnell merkt man, warum Salvador eine der gefährlichsten Städte der Welt und demzufolge auch Brasiliens ist. In den „normalen“ Straßen patrouillieren Militärpolizei und private Sicherheitsdienste in Massen. Die Überwachung läuft sozusagen.

Als die Polizei im April knapp drei Tage lang gestreikt hat, ereigneten sich in Salvador rund 50 Morde! Natürlich sind es oft Gewaltverbrechen unter Drogenhändlern oder kriminellen Banden, aber das Problem ist dennoch vorhanden und will gelöst werden.

Viel beängstigender ist aber der Fakt, dass nach der WM die ganze Sicherheit wieder weg ist. Dann zieht die Polizei ihre Massen wieder ab und die Menschen müssen auf sich selbst aufpassen. Wie auch in Rio de Janeiro ist die Herangehensweise von kurzfristiger Natur gewesen. An eine langfristige Lösung der Gewaltprobleme habe man nicht gedacht, sagen die schwerbewaffneten Beamten auf der Straße. „Die Menschen brauchen Bildung und Perspektive. Bekommen aber nur Tristesse geboten“, fügt ein weiterer hinzu.

Die Vorteile, die diese WM haben soll, kommen nicht bei den „kleinen“ Menschen an. Sie werden auch nach dem Finale noch in ihren kaputten Häusern wohnen und keine Bildung oder Gesundheitsvorsorge haben. Brasilien ist ein Land, in dem die Wirtschaft brummt, aber die Menschen nichts davon haben. Diese Zutaten haben einmal Proteste ausgelöst, sind aber auch mehr als nur gut für eine Revolution. Es muss sich etwas ändern. Die Welt blickt auch weiterhin auf dieses schöne aber leider auch nicht ausgewogene Land. Sie muss es.

Umweltschutz adé! – Der dreckige Rio Camarajipe

Es ist heiß in Salvador. Nicht nur die Hitze macht einem zu schaffen, auch die Schwüle ist für den einen oder anderen Europäer nicht leicht zu ertragen.

Diese Konstellation ist für Bakterien und Abwässer gerade zu traumhaft. So auch für den Rio Camarajipe in Salvador. Unweit des Hotels machte sich ein leichter Fäulnisgeruch breit. Vielleicht Müll? Nein, es war der Fluss. Noch bis vor ein paar Jahren diente er immerhin als Grundwasserversorgung für das Viertel.

Heute mehren sich die Abfälle, Schmutz und andere Überbleibsel in ihm. Wie so viele Flüsse endet auch dieser im Meer. Was sich auf der Karte erst als idyllisch ersah, erwies sich später als purer Dreck. Eine braune Brühe bahnt sich den Weg in den Ozean.

Blaues Wasser? Nicht zu erkennen! Es ist Dreck pur. Auf Nachfrage wollte sich niemand dazu äußern, doch eines steht fest: Die Stadt hat es noch nicht geschafft, den Fluss zu bereinigen. Immer wieder haben sie es mit Tanklastern versucht – Wasser abgepumpt, doch sauber geblieben ist er nicht.

Dass der aktuelle Zustand eine Ausnahme ist, erscheint sehr unwahrscheinlich. Die Farbe – braun – spricht dagegen, ebenso der Fakt, dass es in Salvador das ganze Jahr über recht warm ist und so kaum eine Besserung in Kraft treten kann.

Natürlich ist es nur ein kleines Problem. Der Fluss ist wenige Kilometer lang und durchfließt „nur“ Salvador. Aber diese kleinen Probleme mehren sich und werden in einer wachsenden Industrienation irgendwann zu einem großen. Nicht nur die Schere zwischen arm und reich in Brasilien ist problematisch auch die Umweltsünden – wenn auch in diesem Fall nur im Kleinen – sind nicht zu übersehen.

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Ganz Salvador gegen Deutschland!

Als es noch gegen Portugal – immerhin die verhassten früheren Kolonialherren Brasiliens – ging, da war Deutschland gern gesehen. Als die DFB-Elf gegen Ghana spielte hat sich das Blatt gewendet.

Schnell fand ich eine nette Bar in der ich zusammen mit zwei Kollegen den vermeintlichen Sieg feiern wollte.

Schnell wurde mir aber klar, dass es auf der einen Seite nichts mit dem Sieg werden würde und auf der anderen Seite außer mir und noch ein paar anderer Deutscher keiner jubeln würde. So war es auch verdammt ruhig, als Mario Götze mit gaaaaaaaaaaaaaanz viel Glück das erste Tor machte.

Als Ghana aber ausglich stand die Bude Kopf! Auf den Tischen wurde getanzt, gejubelt, ein Fan im Ganzkörperkostüm rannte auf und ab. Ich habe mich wirklich komplett fehl am Platze gefühlt.

Aber, dacht ich mir, wenn Deutschland gewinnt ist mir das recht. Nun denn. Es kam anders. Ghana machte bekanntlich auf einmal den Führungstreffer. Und während ich am liebsten alles zu Kleinholz verarbeitet hätte, jubelten und tanzten 95 Prozent der Bar und auf der Straße. Die Verzweifelung war mir, aber auch den anderen wenigen deutschen Schlachtenbummlern ins Gesicht geschrieben.

Gott sei Dank haben wir aber noch einen Miroslav Klose. Er kam, sah und siegte fast. Sein 15. WM-Tor und so wichtiges 2:2 wurde zumindest von knapp sechs Leuten lautstark zelebriert. Dass es fast noch zum 3:2 gereicht hätte, ließ nur wieder die Verzweifelung in die Gesichter zurückkehren.

DSC00907Während sich die einen ein paar nette Brasilianerinnen angelacht hatten – die es aber auch scheinbar darauf angelegten, eingeladen zu werden – zog ich mit meinen beiden Kollegen in Richtung Pelourinho. Dort wurde gefeiert. Und ja, auch die deutschen Fans im bunten Viertel Salvadors wussten wieder wie man lacht. Mit ausreichend Bier und – Achtung Ironie! – afrikanischen Klängen wurde der Abend doch noch ein schöner! Bis in die Nacht wurde ganz einfach Salvador, Brasilien, die WM und der Fußball gefeiert. Wer braucht da schon einen deutschen Sieg?