Kaderbekanntgabe CBF (Rafael Ribeiro / CBF)

Luis Felipe Scolari benennt Kader – Neymar soll es richten

Nun ist es raus. Luiz Felipe Scolari hat jene Männer nominiert, die Brasilien zum sechsten WM-Titel führen sollen. Und Überraschung, Überraschung, Neymar ist der Dreh- und Angelpunkt des Kaders.

Der Star des FC Barcelona soll das Maracanazo von 1950 vergessen machen und endlich den sechsten Titel holen.

Kaderbekanntgabe CBF (Rafael Ribeiro / CBF)

Luiz Felipe Scolari bei der Kaderbekanntgabe (Rafael Ribeiro / CBF)

Hier der Kader im Überblick:

Torhüter: Jefferson (Botafogo), Júlio César (Toronto), Victor (Atlético-MG)

Innenverteidiger: Dante (Bayern), David Luiz (Chelsea), Henrique (Napoli), Thiago Silva (PSG)

Außenverteidiger: Daniel Alves (Barcelona), Maicon (Roma), Marcelo (Real Madrid), Maxwell (PSG)

Mittelfeld: Fernandinho (Man. City), Hernanes (Inter Milan), Luiz Gustavo (Wolfsburg), Oscar (Chelsea), Paulinho (Tottenham), Ramires (Chelsea), Willian (Chelsea)

Angriff: Bernard (Shakhtar), Fred (Fluminense), Hulk (Zenit), Jô (Atlético-MG), Neymar (Barcelona)

Schaut man sich die 23 Männer an, so sind kaum Überraschungen auszumachen. Lediglich Henrique, Maicon, Hernanes und Maxwell hatten etwas zittern müssen, waren sie doch im März nicht mit in Südafrika bei dem letzten Test vor der Kaderbekanntgabe dabei. Dabei ist die Nominierung des Napoli-Mannes Henrique zumindest etwas überraschend, hatte sich doch vor allem Marquinhos von PSG große Hoffnungen auf dessen Platz gemacht. Im Großen und Ganzen ist es auch, wie Felipao schon im Vorjahr angekündigt hatte, der siegreiche Kader des FIFA-Konföderationenpokals 2013.

Die Position des Torhüters ist noch vor der einen oder anderen Schwäche in der Abwehr wohl das Manko der Selecao. Cesar ist ein guter Mann, aber eben auch schon 34 Jahre alt und spielt „nur“ in der US-amerikanischen Profiliga MLS. Erschreckend ist auch, dass seine beiden Stellvertreter ebenfalls über 30 sind, es also keinen echten Nachfolger gibt. Heute ist die Lösung in Ordnung, für die Zukunft jedoch nicht. Man erinnere sich nur an die DFB-Elf von 1996, die einen jungen Olli Kahn mit zur EM nahm.

Die Abwehr um Alves, Luiz, Kapitän Silva und Marcelo ist stark, doch Letztgenannter zeigte bei Real Madrid in der laufenden Saison doch die eine oder andere Schwäche. So auch Dante, der oft nicht korrekt positioniert war oder sich zu leicht hat ausnehmen lassen. Der Triple-Sieger des FC Bayern München ist dann aber insgesamt dennoch ein guter Backup, zumal er in 2013 seinem Nationaltrainer bewiesen hat, was er wirklich kann. Scolari erklärte mit Blick auf den Bayer und dessen ehemaligen Teamkollegen Gustavo: „Beide wurden auch wegen ihrer Stellung innerhalb des Teams berufen. Sie machen ihren Job bei ihren Vereinen und im Nationalteam gut und beide sind wichtig, um uns stärker zu machen.“

Das Mittelfeld ist ebenso wie der Angriff von den Namen her stark und hochkarätig besetzt. Oscar wird beim FC Chelsea wie auch sein Vereinskollege Willian nach anfänglichen Problemen immer besser, Bernard und Hulk trumpfen in Russland bzw. der Ukraine schon lange auf. Fred hat seine Form vom Confed Cup auch nicht verloren, seine Oberschenkelverletzung auskuriert und in bisher drei Ligaspielen schon drei Torbeteiligungen auf seinem Konto stehen.

Fehlt nun der Dreh- und Angelpunkt Neymar. Sein Wechsel nach Spanien bestimmte im vergangenen Jahr die Schlagzeilen und tut dies noch immer. Schuld sind angebliche Unregelmäßigkeiten. Ob sie auch dazu beigetragen haben, dass der Youngster nicht in Form und/oder angeschlagen ist, sei dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass er Barca noch nicht auf ein anderes Niveau gehoben hat, wie zum Beispiel ein Gareth Bale es mit Real Madrid geschafft hat.

Die Offensive ist insgesamt wirklich ausgezeichnet, aber eben auch nicht unschlagbar. Sie steht und fällt mit Neymar und den heimischen Fans. Die Brasilianer setzen auf ihn und haben schon im Sommer 2013 bewiesen, wie lautstark sie ihre Nationalelf unterstützen können. Neymar war damals in ausgezeichneter Form, von seinem Wechsel konnten weder er noch Barca bisher so profitieren, wie erhofft. Abwarten, wie sich der Hoffnungsträger in den kommenden Testspielen gegen Panama (3. Juni) und Serbien (6. Juni) zeigt. Die Generalprobe muss gelingen.

Neymar celebrating von Fotos Gov/Ba (Neymar) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

FC Barcelona: Habemus Neymar oder so

Es ist nun vollbracht. Habemus Neymar oder so. Der begehrteste Jüngling der Welt hat eine neue Heimat gefunden. Neymar wird für geschätzte 28 Millionen Euro zum FC Barcelona wechseln. Zusammen mit Lionel Messi auf dem Platz stehen und möglichst viele Tore schießen.

Es ist eine Millioneninvestition, die hochspekulativ ist. Ohne Frage ist Neymar ein begnadeter Fußballer. Seine Fähigkeiten den Ball zu führen, zu spielen sind unbestritten. Aber bildet er auch mit Lionel Messi ein so kongeniales Duo, wie es scheinbar geplant ist?

Gute Frage, nächste Frage. Die Zeit wird sie beantworten, nur eines ist jetzt schon sicher. Um überhaupt ein ganz Großer werden zu können, musste er nach Europa wechseln. Dafür ist die Serie A noch zu schlecht. Auch Messi wäre nicht der zurzeit beste Fußballer der Welt, würde er in Argentinien oder Südamerika spielen.

Auf ähnlichen Spuren bewegte sich auch einmal ein gewisser Robinho. Für viel Geld ging er ebenfalls vom FC Santos nach Spanien. Auf der einen Seite musste er mit Verletzungen kämpfen, doch Weltfußballer war er nie. Es war „La Pulga“ und eben nicht Robinho, obwohl dem Brasilianer genau diese Zukunft vorhergesagt wurde.

Neymar celebrating von Fotos Gov/Ba (Neymar) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Neymar celebrating von Fotos Gov/Ba (Neymar) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)%5D, via Wikimedia Commons

Der Wechsel kommt ein Jahr zu früh

Neymar sollte erst nach der Heim-Weltmeisterschaft 2014 wechseln. Nun beschreitet er den ihm vorgezeichneten Weg ein Jahr früher. Er kommt bei Barca in eine funktionierende Mannschaft, ja, in einen funktionierenden Verein, der eine ganz spezielle Philosophie lebt. Daran wird sich Neymar gewöhnen müssen. Die Geschichte hat gezeigt, dass es für La-Masia-Fremde eine Weile gedauert hat sich einzuleben. Auch Neymar wird kaum vom ersten Tage an zu 100 Prozent ein Katalane sein können.

In diesem Sommer und im Jahr danach hat Neymar Zeit, zu zeigen, dass er wirklich ein großer Spieler ist oder besser gesagt auf diesem Weg dorthin ist. Bei Olympia 2012 verpasste er die Chance. Immerhin ist die Sprachbarriere und das Lebensgefühl in Barcelona nicht komplett anders, der Fußball aber schon.

Man möge sich nur vorstellen, er sitzt auf der Bank und bekommt keine Spielpraxis. Spieler ohne Einsätze fahren nicht zu großen Turnieren.